Den Norden lesen: Erinnerungen, Wahrnehmungen und Bedeutungen im interdisziplinären Dialog

Forfattere

DOI:

https://doi.org/10.7557/13.5657

Emneord (Nøkkelord):

Alltag, Norden, Arktis, Erfahrungen, Dramatische Montage, Christiane Ritter, Ågot Gjems Selmer

Sammendrag

Unser Beitrag basiert auf der Methode der dramatischen Montage (Klok & Haselmann 2019). In der Begegnung mit zwei autoethnografischen literarischen Quellen, „Die Doktorsfamilie im hohen Norden“ (Gjems Selmer 1905) und „Eine Frau erlebt die Polarnacht“ (Ritter 1938), bewegen wir uns im Zwischenraum zeitlich und disziplinär getrennter Denkwelten. In unserer jeweiligen Rolle als Kulturwissenschaftlerin und Biologin treten wir in einen wissenschaftlichen Dialog über Erleben, Repräsentationen und Bedeutungen des Nordens. Ein Fokus liegt dabei auf den vielfältigen Modi, in denen der Norden sowohl in auf Erinnerungen basierenden literarischen Zeugnissen, als auch in der aktuellen Wahrnehmung zum Ausdruck kommt. Die Montage macht deutlich, dass der Norden für uns im multimodalen Zusammenspiel von Rhythmen, Klängen, Licht, Temperaturen, Gerüchen und Farben von Landschaften, Menschen, Tieren, Pflanzen und den Relationen zwischen ihnen an konkreter Bedeutung gewinnt. Indem wir uns dem Norden durch einen interdisziplinären und zugleich künstlerisch-kreativen Zugangs nähern, wird das neugewonnene Wissen relevant und anschlussfähig für zahlreiche akademische Fachgebiete.

Forfatterbiografier

Lilli Mittner, UiT The Arctic University of Norway

Lilli Mittner studierte Musikwissenschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaft und Skandinavistik an der Georg-August-Universität Göttingen und an der Universität Oslo. Von 2009 bis 2013 war sie im Rahmen des niedersächsischen Promotionsprogramms „Erinnerung – Wahrnehmung – Bedeutung. Musikwissenschaft als Geisteswissenschaft“ Stipendiatin am Forschungszentrum Musik und Gender und promovierte 2014 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien zum Thema Möglichkeitsräume. Studien zum kulturellen Handeln komponierender Frauen des 19. Jahrhunderts in Norwegen. Anschließend lehrte sie Musikgeschichte am Musikkonservatorium Tromsø und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem vom norwegischen Forschungsrat finanzierten Projekt „Gender Balance in Art Education. ‚New‘ Career Barriers for Women“ (2015–2018) arbeitete. Seit 2017 ist sie Postdoc in feministischer Kunstinterventionsforschung am Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Tromsø – Norwegens Arktische Universität. In ihren Arbeiten richtet sie ihre Aufmerksamkeit darauf, wie alltägliches kulturelles Handeln durch veränderte Wahrnehmung neu konzeptualisiert werden kann. Gemeinsam mit Prof. Dr. Janke Klok und Dr. Lena Haselmann initiierte sie 2018 die interdisziplinäre Forschungsgruppe RESCAPE, die auf der Grundlage künstlerisch-kreativer Methoden neue Zugänge zu kulturhistorischem Wissen entwickelt.

Gabriela Wagner, UiT The Arctic University of Norway

Gabi Wagner studierte Zoologie mit einer Spezialisierung in Neurophysiologie an der Universität Salzburg in Österreich. Seit über 20 Jahren untersucht sie biologische Rhythmen in Reptilien, Vögeln und Säugern. Die Suche nach extremen Lichtbedingungen hat sie in ihrer Karriere immer nördlicher getrieben, zuerst zu den Vögeln der Max-Planck-Forschungsstelle für Ornithologie in Bayern, dann zu den Nagetieren und Soay-Schafen nach Aberdeen in Schottland und in den letzten sieben Jahren jenseits des Polarkreises nach Tromsø in Norwegen. An der Abteilung für Arktische Tierbiologie der Universität Tromsø hat Gabi sich ausschließlich arktischen Tieren gewidmet. Sie erforscht die jahreszeitlichen Veränderungen der Tageslänge und deren Auswirkungen auf die Physiologie (Haar- und Federwechsel, Fortpflanzung, Körpermasse usw.) und das Verhalten von Rentieren und Svalbard Schneehühnern. Seit 2018 arbeitet Gabi auch für das Norwegische Institut für Bioökonomie, wo sie sich mit den Problemen der semi-nomadischen Rentierhaltung im fortschreitenden Klimawandel beschäftigt.

Referanser

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Nedlastinger

Publisert

2020-12-10

Hvordan referere

Mittner, Lilli, og Gabriela Wagner. 2020. «Den Norden lesen: Erinnerungen, Wahrnehmungen und Bedeutungen im interdisziplinären Dialog». Nordlit, nr. 46 (desember):52–72. https://doi.org/10.7557/13.5657.

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